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2015-10-18

Motorsensen und Staubsauger

Es gab auf diesem Wiki ja schon mal Beobachtungen über den Trend zum Laubbläser (2008-11-24). Offensichtlich sind die Marketing-Abteilungen der Baumärkte dabei aber nicht stehen geblieben. Zu den Arbeits-Utensilien, die jeder Kleingärtner heute haben muss, gehört auch eine Motorsense.

Wer je schon einmal Männer mit solch einem Gerät am Werk gesehen hat, wird sich den Eindruck eines suchtartigen Verhaltens selten verwehren können. Es kann ja sein, dass das auch den Aufwand mit Mickey-Maus Ohrschutz und Schutzhose geschuldet ist. Aber das Gerät wird so gut wie nie beiseite gelegt, ohne dass nicht die komplette Fläche platt rasiert ist. Als bekennender Hand-Sensenmann kenne ich ja durchaus dieses gewisse Allmachtsgefühl, das einen überkommt, wenn sich die verschiedenen Grashalme und Büsche vor einem niederlegen. Allerdings hält dieses Gefühl bei der Handarbeit nie lange vor, denn nach einigen Minuten biegt sich das Gras nur noch um und ist dann in Sicherheit. Vielleicht biegt es sich auch vor Lachen. Denn so ein Gefühl, dass ich von der Natur ausgelacht werde, beschleicht mich da immer. Und dagegen hilft auch kein Furcht einflößendes Wetzen der Sense.

Der Mann mit der Motorsense kennt solche Selbstzweifel natürlich nicht. Die kommen aber vielleicht, nachdem alles daniederliegt, in Form der Frage "Was mache ich jetzt mit dem ganzen Schnitt? Wenn ich das liegen lasse, vermoost mir alles. Und mit dem Laubbläser komme ich gegen die Halme, die sich zwischen die anderen Halme legen nicht an … Ich brauche unbedingt einen Motorrechen! Wieso gibt's denn eigentlich noch nicht im Baumarkt? Die haben doch sonst ein so Zielgruppen gerechtes Marketing."

Bei Frauen ist übrigens ein ähnliches Verhalten zu beobachten, wenn sie mit dem Staubsauger in der Wohnung zugange sind. Da wird dann auch noch um eine weitere Ecke herum gesaugt, ins nächste Zimmer und "Ach, der Balkon, warum nicht? Das Kabel reicht ja." So ein bisschen frage ich mich da, ob da nicht was kompensiert wird. Der typische Mann nutzt ja den Staubsauger sehr zielgerichtet, nämlich bevorzugt dann, wenn er mit dem Bohrhammer ein Loch in die Wand bohrt. Ja, zugegeben, bei dieser Aktion ist der typische Mann meistens nicht allein, weil es eben doch eine dritte Hand braucht, die den Staubsaugerschlauch hält. Und das befriedigende Gefühl, wenn der Putzsand im Staubsauger verschwindet, vermischt sich da vielleicht auch mit der Vorfreude auf das Feierabendbier mit dem besten Kumpel, dem die dritte Hand gehört.

Immerhin haben die Frauen den Männern hinsichtlich Nachhaltigkeit etwas voraus. Die meisten sind von der Entsorgungsfrage nicht überfordert und entleeren den Auffangbehälter oder eben den Staubsaugerbeutel in den Hausmüll. Wer jetzt aber die Gründe für die Lust am Staubsaugen nicht mehr bei Freud sucht, sondern in irgendwelchen Staub anfälligen Steinzeithöhlen liegt auch falsch.

Ich frage mich auch, warum mir das bisher noch nicht aufgefallen ist, aber man muss nur den bekannten Satz "… und machet euch die Erde untertan" aus der Schöpfungsgeschichte in Genesis 1,28 zu Ende lesen:

und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Alles klar! Der Staubsauger ist das ultimative Werkzeug im Rachefeldzug gegen die Spinnen.

Nur eines habe ich immer noch nicht begriffen: Warum verschwinden meine leeren Bierflaschen immer von der Fensterbank, wenn der Flur gesaugt wird. Die kann doch unmöglich der Staubsauger verschlucken!