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2005-02-16

Behörde der Woche

Viele Fahrgäste klagen immer wieder über Verunreinigungen ihrer Kleidungsstücke, die insbesondere durch verschmutzte Sitze entstanden sind. Das Fahr- und Prüfpersonal hat festgestellt, dass immer wieder Fahrgäste ihre Füße auf Tische oder Sitze legen.

Das ist doch ein nettes, Verständnis heischendes Zitat aus einem Begleitschreiben, das die AVG einen Blanko-Überweisungsträger beilegt. Natürlich ist dieses Verständnis auf Seiten des Empfängers auch dringenst vonnöten. Wie sonst sollte er oder sie dazu gebracht werden, mindestens 15 Euro zu bezahlen?

Da das Betragsfeld nicht vorbedruckt ist, kann man auch wohl gerne mehr überweisen. Ob es für den Mehrbetrag dann auch eine Quittung fürs Finanzamt gibt? Auch wenn es nur lapidar heisst: Die Beförderungsbedingungen sehen vor, hat man somit ja wohl doch einen Beitrag für das Allgemeinwohl geleistet, denn schließlich wird in dem oben zitierten Satz ja deutlich darauf hingewiesen, dass viele Fahrgäste unter dem Enfaltungsdrang einzelner leiden. Da wird doch der alte liberal-pragmatistische Leitsatz hochgehalten: Das (moralisch) Gute ist das, was das Glück der größten Zahl von Bürgern befördert.

Trotzdem ist nicht einzusehen, wieso hier so borniert alle über einen Kamm geschert werden. Ich finde, dass diejenigen, die ihre Füße auf die Tische legen, zu Unrecht beschuldigt werden. Denen ist doch ganz offensichtlich die Problematik ihrer Mitfahrer, die Opfer eines verschmutzten Sitzes werden, bewußt. Oder will man ihnen etwa vorwerfen, dass sie sich über die psychische Stresssituation der Fahrgäste mit empfindlicher Kleidung im klaren sein und durchaus damit rechnen müßten, dass sich der Nachfolger von der Befleckungs-Paranoia getrieben, aus lauter Verzweiflung auf den Tisch setzt.
--RolF