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2017-03-09

Schweine in der Fastenzeit

Eigentlich hatte ich mir ja für die angebrochene Fastenzeit fest vorgenommen, nicht jede Sau durchs Dorf zu treiben und schon gar keine rechts-populistische. Aber es geht nichts anders, der Leidensdruck ist schlichtweg zu groß. Die eigenene Machtlosigkeit zu spüren, während in so ziemlich allen Himmelsrichtungen Psychopathen Politik machen, ist eine sehr unangenehme Erfahrung. Also tappe ich auch in die Falle und setze mich mit rechten Thesen auseinander, denen aber Sachargumente wurscht sind, solange das Feuer nur am Brennen gehalten und die Lautstärke erhöht wird. Bekanntes Dilemma. Und ich weiß nicht, ob es als Rechtfertigung reicht, zu sagen DIE ZEIT hätte damit angefangen. Im Leitartikel von heute ging es jedenfalls um die Aussagen die der AfD-ler Björn Höcke über Adolf Hitler gemacht hat:

Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und Weiß gibt.

Im genauen Wortlaut unterscheidet sich DIE ZEIT von der Berliner Zeitung, von daher ist anzunehmen, dass beide den Satz aus dem englischen Artikel im Wall Street Journal zurück übersetzt haben. Unabhängig von der Übersetzung geht aber die Ironie dabei nicht verloren, dass ausgerechnet einer der großen Vereinfacher darauf besteht, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern noch etliche Schattierung dazwischen. Im weiteren Verlauf des amerikanischen Interview Artikels versteigt er sich zu der Prognose, dass "wenn die letzten Überlebenden gestorben seien, das zu einer neuen Sicht auf die Dinge führen würde".

Was steckt hinter dieser Aussage? Das heißt doch nichts anderes, als das die, die am nächsten am Geschehen der NS-Zet dran waren, nämlich als Zeitzeugen, uns mit ihren Berichten den Blick auf die Wahrheit verbauen, dass sie ein Störfaktor sind. Allerdings sind sie eben nur für denjenigen ein Störfaktor, der nicht an der Wahrheitsfindung interessiert ist, sondern gerne seine Ansichten bestätigt finden will. Das ist so ein bisschen, wie wenn der Richter zum Zeugen sagen würde: "Also mein guter Mann, so geht das nicht! Sie können hier jetzt nicht einfach eine Aussage machen, die den Aussagen der fünf bisherigen Zeugen entgegensteht. Damit ist meine komplette Urteilsfindung im Arsch."

Es gibt keine Wahrheit über Adolf Hitler, die Björn Höcke gepachtet hat. Die geschichtliche Wahrheit ist das, was die Gesamtheit der Quellen hergibt. Da kann ich jetzt als Deutscher darüber beleidigt sein, dass Hitler dabei immer schlechter wegkommt als Stalin oder Napoleon oder einer aus der Riege der üblen alten, römischen Cesaren. Aber der Mann hatte nun mal von Anfang an vor, die Juden aus dem von ihm so geliebten "deutschen Volkskörper" mit Gewalt zu entfernen. Und er hat das so in einem Buch aufgeschrieben. Mag sein, dass er nicht von Anfang an an eine radikale physische Ermordung der Juden gedacht hat, aber der Vorsatz war schon immer da. Es gibt keine Entschuldigung.

RolF