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2016-03-26

Ansichten eines Einradfahrers

Elementare Frage, die mich wohl noch eine Zeit lang beschäftigen wird: "Wieso hupt der aus seinem SUV Panzer heraus, wenn er an mir vorbeifährt?" Was wollte er mir damit mitteilen? Dass er mich kennt? Unmöglich! Dass er es unmöglich findet, dass ich auf der Straße fahre? Geht halt am Bahnübergang nicht anders. Und wenn für ein Einrad und ein SUV die Breite der Straße nicht ausreicht, dann liegt das nicht immer am Einrad.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier irgendjemand an Einsicht mangelt. Er darf ja von mir aus gerne hupen, aber im Recht fühlen darf er sich dabei nicht. Womöglich glaubt er, dass er mit seiner KfZ-Steuer wie alle anderen Autofahrer den Straßenbau komplett finzanziert und deshalb ein Vorzugsrecht auf die Nutzung hat. Das mag zwar für ein paar Bundesstraßen stimmen, aber innerorts stimmt diese Rechnung sicher nicht. Innerorts gibt es übrigens auch ein Hup-Verbot mit Ausnahmen bei Gefahr im Verzug … das scheint ihm auch nicht bewußt zu sein.

Anscheinend hat er keine Ahnung davon, wieviel Amokläufe schon durch unmotiviertes Hupen ausgelöst worden sind. Sonst hätte er sich nämlich zurückhaltender verhalten. Es ist zwar ein gängiges Vorurteil, aber trotzdem fahrlässiger Leichtsinn, zu denken, jemand, der die Balance auf dem Einrad halten kann, hält auch sein Leben in der Balance. Jeder, der Physik nicht komplett verpennt hat, weiß "Schwerpunkt oberhalb vom Drehpunkt: Instabiles Gleichgewicht!"

Außerdem hatte ich eher das Gefühl, dass er nun gar nicht an mein Gleichgewicht glaubte, sondern eben wegen der ihm mangelhaft erscheinenden Balance, meinte, hupen zu müssen. Und schon wieder in Physik nicht aufgepasst, je geringer die Anzahl der Räder, desto ausgreifender die Pendelbewegungen beim Fahren. Beim Einrad ist die völlig normal, beim Auto und 4 Rädern merkt man da meistens nichts davon. Es sei denn, man hat einen Wohnwagen hinten dran, denn dann hat man zwar noch mehr Räder, aber kein starres Gefährt mehr, sondern ein ähnliches Pendelfortbewegungskonstrukt wie der Fahrradfahrer. Die Ideallinie ist dabei eine Fortbewegung mit möglichst kleinem, kurzen Pendeln, das fast nicht wahrgenommen wird. Im ungünstigen Fall schaukelt sich die Pendelbewegung auf, was meistens dazu führt, dass der Radfahrer am Boden und der Wohnwagen im Straßengraben liegt.

Der SUV Fahrer darf natürlich so borniert duch die Welt fahren wie er will (oft hört man ja von den SUV Fahrern den Satz "Na, da sitz ich höher, da habe ich einfach mehr Überblick", der aber oft nur meint "da sitze ich über den anderen") Allerdings sollte ihm auch klar sein, dass er das in eigener Verantwortung tut, den Sinn für die Realitäten gegen ein erhabenes Gefühl einzutauschen.

Ich bin der letzte der auf einem Zwang zum Realismus besteht, es gibt schon so was wie ein Recht auf Traum. Aber dann sollte man auch nicht rum mäkeln, wenn man aus allen Wolken fällt, weil urplötzlich eine Handgranate unter seiner Vorderachse explodiert. Großes Drama, er besteht darauf, die Polizei zu holen. Als die dann da ist, höre ich mich nur sagen, "Naja, er hat angefangen…". Und von den Polizisten kommt ein: "Na, da hat er recht. Komm, wir fahren wieder …"

RolF