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2010-12-19

Politische Wetterlage oder es gibt auch noch positive Nachrichten

Wer jetzt darauf hofft, die aktuellen Quoten bei den Londoner Buchmachern für den Rücktritt von Guido Westerwelle samt todsicherem Tipp für das Rücktrittsdatum zu sehen, wird wohl enttäuscht sein. Nix dergleichen! Wetter hat nichts mit wetten sondern tatsächlich eher mit dem meteorologischen Wetter zu tun. Nicht dass die Politik jetzt in Sachen Klimaerwärmung ernsthaft etwas tun würde, aber es gibt wieder innovative Politiker, die das Wetter ernst nehmen.

Womit wir bei der ersten schlechten Nachricht von gestern wären: Hugo Chávez heißt der innovative Politiker, der sich sehr konkret mit der Wetterentwicklung befasst. Nach den Flutkatastrophen in Venezuela kommt er zu dem Schluss, das da am besten dagegen vorgehen zu sei, wenn er, als Präsident, vom Parlament Sondervollmachten bekommt. In jedem normalen Staat wäre der Ausnahmezustand ausgerufen worden, dafür ist dieses Konstrukt ja da. Aber nein, Señior Chávez braucht Sondervollmachten. Das darf nicht sein, dass der chilenische Präsident sich alleine als Retter in der Not mit den chilenischen Kumpels darstellen darf. "33 Kumpels? Okay, aber ich rette ein ganzes Land! Der wahre Held Lateinamerikas bin ich!" Da kann Mappus noch was lernen: Schnee-Katastrophe in Baden-Württemberg. Her mit den Sondervollmachten! Dann wird das auch was mit Stuttgart-21.

In den USA tönen die (auf-)rechten Politiker, Julian Assange sei ein Terrorist, ein Feind Amerikas und Feinde müsste man früher oder später los werden. Legt der Mann Bomben? Wer ist überhaupt Amerika? Die New York Times gehört da anscheinend nicht dazu, denn die übernimmt Veröffentlichungen von Wikileaks in ihre Zeitungsausgabe. Wieso kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass Wikileaks nichts anderes ist als ein Spiegel. Und die, die jetzt so laut schreien, sind die, die ihr eigenes Gesicht im Spiegel nicht ertragen können. Daran ist nix verwerfliches, geht mir ja auch manchmal so. Aber ich setz mich dann aufs Klo und danach geht's mir wieder besser … und mache nicht andere dafür verantwortlich. Vielleicht schaut ihnen aber auch nur McCarthy? aus dem Spiegel entgegen. In Schwarz-Weiß, sowas kann manchmal ganz schön erschreckend sein.

Die dritte schlechte Nachricht von gestern kommt vom "Deutschen Richterbund". Der meint, dass es ohne Vorratsdatenhaltung nicht geht. Wenn man so einen Satz eher beiläufig beim Biss ins Samstagsmorgenbrötchen im Radio hört, wird das im Kopf gerne gewohnheitsmäßig in "Bundesgerichtshof" umgedreht, weil man es eben gewohnt ist, dass es immer Beschlüsse der nächst-höheren Instanz sind, die es in die Nachrichten schaffen. Also gilt es, das gerade gehörte noch mal kurz wiederzukäuen, und dann beruhigt am Brötchen weiterzukauen: "Okay, Richterbund, auch nur eine Stimme von vielen. Unwesentlich wichtiger als dieses Wiki, denen hört auch keiner zu! Und Entscheidungs befugt, sind die schon mal gar nicht."

Die richtig gute Nachricht hat wieder mit dem Wetter zu tun. Und die kommt aus dem Osten, wo die Sonne aufgeht: Nach all dem Säbelgerassel und Drohgebärden in den letzten Tagen kommt eine lapidare Verlautbahrung vom südkoreanischen Verteidigungsministerium: "Wir haben beschlossen, das geplante Übungsmanöver wegen des schlechten Wetters zu verschieben!" Das hat mal Stil! Auch wenn da noch ein Nachsatz kam "Verschoben ist nicht aufgehoben" und ich auch nicht weiß, wie verbissen, diese Ankündigung aus dem Mund des Sprechers kam, heißt das doch nichts anderes als: "Ihr könnt mich alle mal … bei Eurem Scheiß mach' ich nicht mit!" Richtig, im Krieg kann sich niemand das Wetter aussuchen. Aber das ist ja genau der Punkt: Wir sind nicht im Krieg! Es ist ein Manöver, es geht darum, empfindliches, elektronisches Gerät auszutesten. Ein bisschen Respekt vor der Ingenieurswissenschaft kann man auch von denen erwarten, die nur in Freund-Feind Kategorien denken können.

RolF