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2010-09-05

Suff für alle!

Na, tatsächlich hieß es SUV für alle auf dem Blättchen, das da vor Tagen in unserem Briefkasten zu finden war. Aber mal im Ernst, liest da irgendjemand, auch wenn er des Englischen durchaus mächtig ist, ess-ju-wie? Aber es ist ja so eine Sache mit der Internationalisierung von Abbkürzungen. Wer bei der Bundeswehr war, kennt ja den Stuffz[1] und noch etliche andere, bei denen man sich nicht um die Ausprache der einzelnen Buchstaben bemüht. Keine Ahnung, ob es eine Dudenregelung gibt, die besagt, dass Abk. als Einzelbuchstaben ausgesprochen werden, wenn sie aus vier oder weniger Buchstaben bestehen. Bei vier geht jedenfalls auch beides. Es gibt die GmbH und die NATO.

Nicht immer ist die Lage so eindeutig wie bei SMS. Da gibt es beim Engländer, Franzosen und beim Deutschen nur minimale Unterschiede in der Aussprache. Bei ICQ hat man sich, dem klassischen Karlsruher Satz "Bisch heut abend im ICQ?" zum Trotz, strikt auf die englische Sprechweise geeinigt. Was aber gar nix mit unserem Thema zu tun hat, weil ICQ ja keine Abbkürzung ist, sondern ein Homophon ("I seek you").

Beim urdeutschen ICE kennen die Amerikaner keinen Respekt und sagen Ice-Train. Vielleicht erinnert sie ja die weiß-graue Farbe an Gletschereis. Dank der haüfigen Ausfälle der Klimaanlage in diesem Sommer ist die Beliebheit dieser verniedlichenden Bezeichnung bei unseren amerikanischen Freunden aber deutlich zurück gegangen. Ist ja auch ein Unding, Ih-Zeh-Eh ist wirklich nicht so schwer auszusprechen! Es kann sich ja auch niemand vorstellen, dass eine Rentnerin in Saarbrücken zum Bahnangestellten marschiert und fragt: "Wann kommt denn jetzt der Tee-Geh-Vau nach Paris?"

Aber zurück zum Anfang. Der SUV für alle ist natürlich kein Porsche Cayenne. "Kaufen Sie sich einen Cayenne! Alle anderen in Ihrer Straße haben auch schon einen." funktioniert als Werbestrategie natürlich nicht so richtig. Aber mit einem Dacia kann man sowas machen, zumal man ja mit einem Preis von 12.000 Euro eh bei keinem die elitären Instinkte ansprechen kann. Also merken wir uns als Namen für die Zukunft: Dacia Duster. Und schon schießt die nächste Frage durch den Kopf: Soll ich da jetzt an Staub/Dust denken und an einfachen, aber ehrlichen Geländewagencharme in der osteuropäischen Tradition eines Lada Niva? Oder eben doch in süddeutschem Dialekt an: "Jetzt wird's duster – nämlich für den Porsche Cayenne."


[1] Wieso weiß jetzt jeder, dass ich nicht beim Bund war?!


Suff für alle (Teil 2)

Und es geht immer noch nicht um Bier oder Alkohol, auch wenn das Oktoberfest so langsam näher rückt. Aber das ist ja auch in München. In unserem Fall geht es um eine ureigene Karlsruher Angelegenheit. Anlass für die Fortsetzung des Suff-Themas ist nämlich eine Verlautbarung der Karlsruher Stadtwerke in Person von Harald Rosemann:

Viel Wasser trinken fördert die Gesundheit. Am besten löscht man den Durst mit Karlsruher Trinkwasser: Es ist kalorienfrei, gesund und vor allem konkurrenzlos günstig. Ein Liter kostet gerade mal ein viertel Cent.

Angeblich verzeichneten die Stadtwerke in der Hitzeperiode im Juli eine Rekordnachfrage nach dem kühlen Nass. Am 9.Juli den Höchstwert von 113.000 Kubikmeter. Nun frage ich mich natürlich, woher wissen die, dass diese 113 Millionen Liter alle versoffen worden sind? Bei einer Einwohnerzahl, die wir brav nach oben auf 300 Tausend aufrunden, wären das 370 Liter pro Einwohner -- an einem Tag! Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass 10 Liter am Tag die Gesundheit nicht mehr unbedingt fördern. Im Prinzip spielt das aber keine Rolle. Denn wenn ich nur meine üblichen 9 Liter getrunken habe, müssen nur 361 andere um einen Liter über dem Durchschnitt gelieben sein, dann ist das schon wieder ausgeglichen.

Aber das ist langweiliges Prozentrechnen mit Statistiken. Vielmehr interessiert mich, wie die Stadtwerke so genau wissen können, dass das, was aus dem Wasserhahn rausläuft, auch tatsächlich eine menschliche Gurgel hinunterläuft. Lange Zeit wurde ja kolportiert, dass die Wasserwerke dem Trinkwasser einen Stoff beimischen, der abhängig macht. Aber nicht alles, was bei Aldous Huxley's Schöner neuen Welt zu lesen ist, muss auch in Karlsruhe so ablaufen. Wie hätten sie das dann auch messen wollen? Vielleicht macht das Zeug süchtig nach Vorabend-Serien und sie analysieren die Einschaltquoten. Aber wie wollen sie daran ablesen, ob jetzt einer 10 oder 20 Liter aus dem Wasserhahn getrunken hat?

Ich glaube ja, es ist viel schlimmer: Es sind keine süchtig machende Substanzen, sondern mikrosopisch kleine Kameras, die zusammen mit dem KIT am Institut für Nanotechnologie entwickelt wurden. Wenn die in den menschlichen Magen- und Darmtrakt vordringen, werden durch die Magensäure durch einen Batterie ähnlichen Effekt Mini-Sender aktiviert, die dann Bilder von unserem Mageninneren an die Stadtwerke verschicken. Und damit das nicht auffliegt, hat man zur rechten Zeit als Ablenkungsmanöver die Diskussion um Google Streetview hochkochen lassen.

RolF