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2010-06-10

Zeiten in denen ich den Deutschlandfunk abschalten könnte

Ja die gibt es. Natürlich nicht kurz vor Zwölf, wenn die Nationalhymne und die Europa-Hymne erklingen, sondern vielmehr dann, wenn sie mal wieder über eine neue Rundfunkgebühren-Regelung berichten. Da gilt dann das ganz schnöde "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." und nicht die viel beschworene Unabhängigkeit, Überparteilichkeit oder Ausgewogenheit.

So auch jetzt wieder aus aktuellen Anlass, da jetzt die Länderchefs, die dafür wohl zuständig sind, über eine Gebührenerhebung pro Haushalt entschieden haben. Das Konstrukt soll angeblich auf den Paul Kirchhoff zurückgehen, der propagiert habe, dass diese Vorgehensweise verfassungsgemäß sei. Der wollte ja auch damals schon das Steuermodell vereinfachen und gerechter machen. Jetzt werde nämlich alles viel gerechter, weil jeder Haushalt … und keine extra Regelungen für verdienenden Nachwuchs … und ausserdem könne man jede Menge Geld sparen, weil die GEZ-Schnüffler, äh nein, eine Überprüfung, ob nicht gemeldete Geräte in der Wohnung sind, nicht mehr notwendig wären. Die Privatsphäre der Menschen sei wieder gewahrt!

dpa meldet (nachzulesen auf den Online Seiten vom Stern):

Berlin (dpa) - Die GEZ-Gebühren werden umgebaut. Ab 2013 soll der Beitrag nicht mehr pro Gerät, sondern pro Haushalt gezahlt werden. Darauf hat sich die Rundfunkkommission der Länder in Berlin geeinigt. Die lästigen Kontrollen fallen künftig weg. Die künftige Gebühr soll nicht höher als die bisherigen 17,98 Euro pro Monat ausfallen.

Geht's noch?! Da werden mal schnell im Handumdrehen 1000 oder 2000 Arbeitsplätze der GEZ-Beauftragten im zukunftsträchtigen Dienstleistungssektor vernichtet und als Förderung der Freiheit verkauft.

BILD sagt übrigens so ziemlich das gleiche wie der Stern (welch Wunder, da es ja auf der gleiche dpa-Meldung basiert), allerdings mit einer Überschrift, die den kleinen Mann im Auge hat (oder eben die Zielgruppe der BILD-Leser) und damit die Meldung etwas konterkariert:

Jeder soll GEZ-Gebühren zahlen: 17,98 Euro pro Monat

Offensichtlich gehöre ich zur BILD Zielgruppe, denn genau das habe ich mich auch gefragt: Wieso soll ich jetzt 18 Euro zahlen, statt 6 wo ich doch weiterhin nur ein Radio habe. Das wichtige fehlt allerdings bei der Meldung: Ob sich an der bisherigen Definition von Haushalt was geändert hat? Da sah es nämlich bisher noch sehr düster aus für WGs: Laut MDR, genau ein öffentlich rechtlicher Sender, vom 19.März 2010 gilt nämlich für Wohngemeinschaften:

Jedes Mitglied einer Wohngemeinschaft muss für die Radio- und Fernsehgeräte in seinem Wohnraum Rundfunkgebühren zahlen. Bei gemeinsam genutzten Geräten genügt es, wenn eines der Mitglieder diese Geräte anmeldet und die Gebühren zahlt.

Ich finde, wenn jetzt in Zukunft gelten soll "Eine Gebühr pro Haushalt", dann muss auch gelten "Ein Haushalt pro Pissoir". Jeder, der schon mal Schulter an Schulter vorm Pissoir im Toiletten-Wagen beim Schauburg-Open-Air gestanden hat, weiss, was für ein Gemeinschaftsgefühl dadurch entsteht. Wo die gleiche Wand angepisst wird, da ist auch der eine und gleiche Haushalt. Ich bin schon am Überlegen, ob ich nicht ein Dixie gegenüber an der Straba aufstelle, das dann von der ganzen Nachbarschaft genutzt wird. Und zack sind wir ein Haushalt und zahlen nur noch einmal 17,98 Euro.

Wenn das jemand anzweifeln will, sag ich "Ätsch, Ihr dürft aber gar nicht vorbeikommen, um das zu überprüfen. Denn das passt nicht zu eurer propagierten Kosteneinsparung, damit mehr Gelder für die Inhalte des Programms vorhanden sind!"
Inhalte des Programms – Jeder weiß, dass das lächerlich ist. Das zusätzliche Geld wird vor allem wieder dafür eingesetzt, um überteuerte Übertragungsrechte von Fußballweltmeisterschaften einzukaufen. Nicht mit mir! Ich brauch die Übertragungsrechte nicht. Ich werde ja als Präsident gewählt (WikiVote) und bekomme eh eine Freikarte für die Spiele.

RolF